Bernard Arnault ist nicht in Not -150 x 120 cm - Oel auf Leinwand - 2023
Tradition von Kapital -150 x 120 cm - Oel auf Leinwand - 2021
Theater der Gewissheit -140 x 160 cm - Oel auf Leinwand - 2020
Passives Kapital - 150 x 120 cm - Oel auf Leinwand - 2022
Besucherbereich für Unruhetheorie
15.9.- 10.10.2020 - Kulturbahnhof Holm-Seppensen und auf Instagram
Besucherbereich für Unruhetheorie
Gitte Jabs arbeitet als Künstlerin im Bereich Artistic Research. Ihre Forschungen im Bereich Philosophie und Soziologie - hier insbesondere Strukturtheorie
und Komplexität - finden textlich Einfluss in ihren Malereien, sodass die non-lineare, prozesshafte Methodik der Malerei auf das Schreiben übertragen wird.
In der Ausstellung Besucherbereich für Unruhetheorie sind einige Aquarelle und Ölmalereien zu sehen, die maskierte Personen zeigen.
Sie stehen symbolisch für das Unbekannte, das uns in Ungewissheit lässt, den eigenen Schutz, aber auch für Veränderung im Politischen.
Die Ausstellung war für Mai 2020 geplant und wurde wegen Corona verschoben, die Bilder der maskierten Personen entstanden im Vorfeld.
Die Ungewissheit, die durch das Verdecken des Gesichtes (aber auch allgemein) entsteht, produziert wiederum ein Wissen. Das Wissen darüber, dass sich Bereiche
unserem Wissen entziehen. Gitte Jabs beschäftigt sich mit der immer komplexer werdenden Gesellschaft, deren Struktur ins Chaotische tendieren zu scheint und die Individuen durch Ungewissheit in
Unruhe versetzt.
Mit Bezugnahme auf bekannte Soziologen untersucht sie die These, das Krisen komplexe gesellschaftliche Strukturen verändern und durch Reduktion in einfachere
Zustände der Gesellschaft führen, bis die Individuen mehrheitlich Überschaubarkeit erlangen und wieder zu komplexeren Zuständen tendieren, um komplexe Zusammenhänge verstehen zu können und Wissen
zu generieren.
Soldier in the City - 170 x 140 cm - Oel auf Leinwand - 2020
Krise als System -60 x 40 cm - Oel auf Leinwand - 2020
Zerstörung in Progress -60 x 40 cm - Oel auf Leinwand - 2020
Zur Sicherheit - 170 x 160 cm - Oel auf Leinwand - 2019
LIVE FAST AND DIE TRYING - 170 x 140 cm - Oel auf Leinwand - 2019
MISSING IMPETUS - 210 x 140 cm - Oel auf Leinwand - 2017
Gitte Jabs arbeitete für diese Serie mit Fotografien inszenierter Szenen. Die Modelle für ihre Malereien sind KünstlerkollegInnen, Autoren oder Schauspieler aus
ihrem künstlerischen Umfeld. Wichtig bei ihren Portaits ist ihr die gesellschaftliche Spannung zwischen kreativem Dasein und Arbeit.
Themen in Gitte Jabs´ Bildern sind oft ihr transformierter Alltag, soziale und gesellschaftliche Ereignisse, die sie in Motive übersetzt, die die Absurdität der
Gesellschaft widerspiegeln. So wird bei ihren Motiven mit figurativen Darstellungen die Arbeit mit Modellen immer wichtiger. Anders als bei der Umgebung, deren Details teilweise durch Flächen
verdeckt werden und sich im Weiß auflösen, sind die Personen realistisch dargestellt. Ihre Umrisse scheinen sich aber durch die bunten Drippings wie Lichtbrechungen fast prismatisch vom
Hintergrund zu lösen und zu schweben.
POLIZEI KOMMT SCHON - 120 x 150 cm - Oel auf Leinwand - 2016
OBAMA, MILCH TRINKEND - 140x212 cm - Oel auf Leinwand - 2014
SEK mit Pizza- 80 x 150 cm - Oel auf Leinwand - 2016
FEUERWEHRMANN - 95 x 150 cm - Oel auf Leinwand - 2015
ARBEIT - 80 x 150 cm - Oel auf Leinwand - 2016
Ausstellungsansicht "Chiffre" Galerie im Marstall in Ahrensburg 2024 - Fotos von Edward Greiner
Die Bildwelten der Ölmalereien der Künstlerin Gitte Jabs setzen sich formal wie technisch aus vielen sich überlagernden Schichten zusammen. Farbe wird auf- und partiell wieder abgetragen, bildnerische Elemente sind teilweise deutlich auf der obersten Ebene dargestellt, während andere visuelle Elemente, durch Übermalungen, nur noch schemenhaft zu erkennen sind. Farbe wird konzentriert in konkrete Formen überführt — es lassen sich aber auch gestisch flüchtige Setzungen mit Wachs- und Buntstiften finden. Darüber hinaus liegt den Werken die Lektüre soziologischer und kulturphilosophischer Texte vor allem zu gesellschafts- und strukturtheoretischen Themen zugrunde. Sprache in Form von Notizen, Zitaten, kritischen Anmerkungen, die Jabs in ihre Werke integriert, sind ein wichtiger Baustein. In einer Arbeit ist das Konterfei des laut des Forbes Magazins zwei reichsten Mannes der Welt zu sehen. Eine Louis Vuitton Tasche versinkt am unteren Rand im Meer, gemeinsam mit der Titanic. Der Luxusdampfer hatte damals ebenso reiche Passagiere an Bord, die bei der Schiffskatastrophe zum Teil ihr Leben verloren. Aber, so stellt Jabs in flüchtigen Großbuchstaben richtig: „Bernard Arnault ist nicht in Not“ (2022). Auch „Der schwarze Schwan sind wir“ (2023) verknüpft Symbole mit Sprache und verquickt Kapitalismuskritik mit Schlagworten, wie: Blockchain, Antiwissen, Konjunktur der Gerechtigkeit. Der Titel rekurriert auf einen gleichnamigen Bestseller von Nassim Nicholas Taleb, welcher sich auf die extremen Auswirkungen seltener Ereignisse und den menschlichen Umgang damit, bezieht. Für die Künstlerin funktionieren die „aufs Bild geworfenen“ Text- und Bildfragmente wie Chiffren, also Zeichen, die symbolisch für einen Inhalt stehen, der nicht immer greifbar ist. Rezipient:innen können die Bezüge individuell für sich verarbeiten, sie neu ordnen, etwas Neues schaffen. (Christiane Opitz, Ausstellungskatalog "Chiffre")
Reduktion auf Anna Blume - 210 x 200 cm - Öl auf Leinwand - 2024